mut magazin aus den landesverbänden aus den landesverbänden mut magazin 3. das geflügel (wie hühnchen oder pute) wann ist denn ein hühnchen glücklich? wenn es mit sei- ner familie durch die gegend stakst und fröhlich nach futter pickt, und ja, manch ein huhn flattert vielleicht ein wenig oder schlummert vergnügt in der sonne. wann ist ein huhn nicht glücklich? (1) wenn es aus einem ei schlüpft, von einem mensch als männchen aussortiert wird, auf einem fließ- band landet und dann in einen riesigen metall schredder geschoben wird. wer dort noch nicht zu tode geschreddert wurde, stirbt entweder lang- sam an seinen schweren verletzungen oder landet in einer tonne, wo es erstickt oder das küken wird kurzerhand mit einem hammer totgeschlagen. was für ein tag für die männlichen küken! ob es denen dabei wohl gut geht? (2) wenn den verbleibenden hühnern und puten die schnäbel abgeschnitten werden, damit sie sich in den vollgequetschten ställen nicht gegenseitig massakrieren. (3) wenn die qualgezüchteten tiere vor lauter schmer- zen über den boden robben, weil sie weder lau- fen noch fliegen können. (4) wenn das huhn in einem stinkenden, künstlich be- leuchteten stall vor sich hinsiecht bis irgendwann männer in weißen anzügen kommen, alle durch die gegend scheuchen, in boxen packen und dann in lkws verfrachten, um sie zum schlachter zu fahren. (5) hat sich mel gibson wohl gefühlt, als er sich in seinem film im badezimmer mit dem fön in der badewanne einen elektroschock verpasst hat? ob sich die hühner und puten wohl fühlen, wenn man sie an den beinen aufhängt, durch einen elektroschock-bad zieht, um ihnen dann die kehle durchzuschneiden? wie ihre herzen und lungen wohl aussehen? glücklich? nein. die antworten von mir gab‘s umsonst. für die forschung an der tiho müssen wir alle 730.000 € aus unseren steu- ergeldern hinlegen. warum ist das ein problem? das problem liegt im sys- tem! wir haben eine agrarindustrie, die nur durch tier- quälerei und massentierhaltung funktionieren kann. was ist eigentlich massentierhaltung? definieren wir den be- griff doch mal kurz: „definition massentierhaltung: dabei handelt es sich um eine form der tierproduktion, bei der das tier nicht mehr als lebewesen wahrgenommen wird, sondern wie eine maschine behandelt und gehalten wird seite 52 mit dem einzigen ziel: der raschen zunahme an körper- gewicht bei maximaler kostenreduktion, d.h. haltung von maximaler tierzahl auf minimalstem raum mit kosten- günstigsten futtermitteln.“ wir haben ein tierschutzgesetz in deutschland, und wer dieses gesetz liest, bekommt den eindruck, dass die tiere hier in einem paradies leben müssten. sie tun es aber nicht, und schon gar nicht die nutztiere. entweder stimmt etwas mit dem gesetz nicht oder mit dessen umsetzung. wer ist für die umsetzung bzw. kontrolle des tierschutzes zuständig? die tierärzte in den veterinärämtern. wenn die nicht erkennen können oder wollen, ob es einem tier gutgeht, dann sollten wir vielleicht eine kompetentere stelle für den tierschutz beauftragen, z.b. eine tierschutzpolizei, in der z.b. bio- logen arbeiten, die nicht mit der massentierhaltung und dem verkauf von antibiotika indirekt an dem system mitverdienen. wir sollten das bisherige tierschutz-sys- tem in deutschland überdenken und überarbeiten, denn das würde millionenfaches leid ersparen, und der steu- erzahler spart sich einen haufen geld, in erster linie schon mal 730.000 €. dr. sarah fretzer - beisitzerin im landesvorstand - lv niedersachsen sarah-fretzer@tierschutzpartei.de www.tierschutzpartei.de leserbrief: wie viele wölfe erlaubt das land? leserbrief zum artikel der haz „cdu fordert ober- grenze für wölfe“, erschienen 01.03.2017, von dr. sa- rah fretzer – beisitzerin im lv niedersachsen die cdu macht sich sorgen um die weidetiere in nie- dersachsen. aber was passiert mit den weidetieren in deutschland normalerweise? nun, sie stehen eine zeit lang auf der weide und dann enden alle im schlachthof. wie wir wissen, herrschen in vielen schlachthöfen unerträgliche bedingungen für die tiere [1], von daher ist unsere tötung für die weidetiere nicht besser, als auf natürliche weise von einem wolf auf der weide angegriffen zu werden. also sind wir bzw. die cdu doch nicht wirklich um das wohl der tiere besorgt, sondern vielmehr darum, dass der wolf die tiere vor uns tötet. dies kann man durch schutzmaßnahmen verhin- dern wie schutzhunde, elektrozäune oder den wechsel zum gemüseanbau, der klimafreundlicher und für wölfe als beute gänzlich uninteressant ist. er gar nicht den platz hat, um uns aus dem weg zu ge- hen. nennen wir das artenschutz? warum kommt von den christlichen parteien dauernd der ruf nach einer obergrenze? erst eine obergren- ze für flüchtlinge und nun eine obergrenze für wöl- fe? was soll eine obergrenze denn bewirken? will man so ein problem möglichst klein halten? aber auch ein kleines problem will gelöst werden, und wäre es nicht sinnvoller, sich auf eine lösung zu konzentrieren, statt so viel theater um eine obergrenze zu machen? sehen wir uns doch mal die zahlen an: niedersachsen hat eine fläche von 47.614 km², d.h., wir haben bei ca. 80 wölfen eine wolfsdichte von 0,0016 wölfen pro km², zum vergleich: es leben 166 menschen pro km² in nie- dersachsen. welche population muss hier zum wohl der weidetiere dringend reguliert werden? 80 wölfe sind keine große population für niedersachsen. kann ich diese aussage sachlich erklären? ja! als beispiel nehmen wir das rehwild, durchaus eine beliebte beu- te des wolfs [4], und ein tier wiegt im durchschnitt ca. 25 kilogramm. nehmen wir an, ein wolf verspeist pro tag ca. 4 kg nahrung, so ergibt sich ein jahres- bedarf von 1460 kg nahrung, was einer anzahl von 58 rehen pro wolf und 4640 rehen für alle 80 wölfe in niedersachsen entsprechen würde. ganz schön viele rehe, die sterben müssen?! nicht wirklich, denn jäger erschossen 2014/15 laut jagdstrecke 122.111 rehe in niedersachsen, und 24.000 rehe wurden in dem bun- desland von autos totgefahren [5]. es sind also eigent- lich genug rehe für alle da, und es gibt auch noch viele andere begehrte beutetiere wie z.b. wildscheine, d.h., 80 wölfe haben genug nahrung und für die wolfspopu- lation ist sogar noch luft nach oben. also was rechtfer- tigt hier eine obergrenze? außerdem besteht laut cdu die sorge, dass sich die wölfe siedlungen nähern. nun es gibt laut wikipedia 944 selbstständige städte und gemeinden in niedersachsen [2], davon 159 städte, d.h.,wir haben 0,019 städte oder gemeinden pro km² und zusätzlich sind 5% der fläche niedersachsens verkehrsfläche [3]. was heißt das? na- türlich wird ein wolf, der jeden tag kilometerweit durch die gegend streift, früher oder später auf eine siedlung treffen, denn wir menschen wohnen einfach überall! es gibt keine gegenden, wo ein wolf dem menschen aus dem weg gehen kann, denn unser land ist vollgestopft mit straßen, dörfern, siedlungen und städten, und wir bauen immer weiter und nehmen der natur immer mehr platz weg. wenn wir der forderung der cdu folgen, kann jeder wolf früher oder später abgeschossen werden, weil warum dieses geschrei der cdu? was ist denn bisher passiert? bauern haben tiere durch wölfe verloren und sind dafür finanziell entschädigt worden. dem menschen ist bisher nichts passiert, aber wolf kurti wurde erschos- sen und der nächste wolf steht schon auf der abschuss- liste. der wolf ist eine streng geschützte art, und den- noch wird er von behörden zum abschuss freigegeben. wie kann das sein? meine aufforderung an die cdu: bitte liefern sie den wis- senschaftlichen nachweis für ihre these, dass die tötung eines jungtieres ein wolfsrudel verjagt (und bitte erläutern sie: wohin sollen die wölfe denn verjagt werden? zum nachbardorf?). bitte legen sie wissenschaftlich fundiert dar, wie der funktionierende artenschutz der cdu aussieht, denn der wolf ist nach der ffh-richtlinie streng geschützt, und tragen sie endlich zu einer sachlichen lösung bei! kann es sein, dass leute sich lieber das geld für schutz- maßnahmen sparen wollen, lieber viel geschrei machen, um dann erfreut auf wolfsjagd gehen zu können? wie ist dieses verhalten sonst zu verstehen? in den medien wird behauptet, dass der wolf eines tages menschen anfallen wird [6]. nun, eines tages wird die sonne aufhören zu strahlen und vielleicht wird ein kleiner roboter die erde aufräumen, aber wollen wir allen ernstes weiter im mär- chenbuch lesen, statt uns mit wissenschaftlichen fak- ten zu beschäftigen? panikmache hilft niemandem! wir brauchen eine sachliche diskussion und eine lösung, die ein friedliches miteinander mit der natur ermöglicht. wie wäre ein wolfsgebiet, in das verhaltensauffällige tie- re gebracht werden und wo der mensch keinen zutritt hat (wie sog. no-go-areas in den usa)? ein toter wolf ist auf jeden fall keine lösung. die biosphäre unseres planeten steht kurz vor dem kol- laps, und wir brauchen die natur und die ökosysteme unseres zeitalters mehr, als die natur uns braucht. die riesigen, starken dinosaurier sind verschwunden, und wenn wir so weitermachen, werden wir auch bald ver- schwinden. was wollen wir den nächsten generationen hinterlassen? die sintflut oder vielleicht einen funken hoffnung? es ist zeit zu handeln! es ist zeit, die augen aufzumachen, zuzuhören und seinen verstand zu benut- zen! viele sind zu stur, zu bequem oder zu gierig, um diesen weg zu gehen. wie wollen wir, wie will die cdu in die geschichte der menschheit eingehen? wenn uns das schicksal unserer kinder irgendetwas bedeutet, dann ist seite 53